B.
Bücher und Alphabete, Bücher als Alphabete
Über lexikographisches Schreiben als Genre
Lexikofiktion

Ein Blick in aktuelle Verlagskataloge und Buchhandlungen deutet darauf hin, daß lexikographische Bücher sich großer Popularität erfreuen und die Spielformen lexikographischen Schreibens sich dabei sogar erweitern. Ein Trend zu lexikographischen Schreibweisen ist in verschiedenen Bereichen zu beobachten: in dem der populärwissenschaftlichen Sachbücher, aber auch in dem zwischen Literatur und Sachbuch changierenden Bereich, den man als informative Belletristik oder auch als Lexikofiktion charakterisieren könnte. Als alphabetische Lexika strukturiert sind viele Bücher, aus denen zwar Informationen bezogen werden, die aber doch eher zur Unterhaltung als aus praktischen Motiven gelesen werden, bzw. die eher im weiteren Sinn ästhetische als zweckorientierte Interessen ansprechen. Allerdings sollte man das Informative, Sachbezogene, Zweckmäßige auf der einen, das Belletristische, Literarische oder Unterhaltende auf der anderen Seite hier gerade nicht als antagonistisch betrachten. Vielmehr stellen ja gerade die Werke der informativen Belletristik oder Lexikofiktion ein Übergangsphänomen, einen Brückenschlag dar und provozieren insofern u.a. zur Frage nach der Abgrenzbarkeit zwischen literarischem und wissenschaftlichem Schreiben.) Fließend gestalten sich die Übergänge zwischen (literarischem) Erzählen und lexikographischem Schreiben sowie der Vermittlung von sach‑ und fiktionsbezogenem Wissen.

»Lexikon (griech. /lexikon [biblion]/, Wörterbuch, zu /lexis/, Ausdruck, Wort), Wörterbuch, speziell jedes nach Stichwörtern bestimmter Wissensgebiete geordnete Nachschlagewerk, z.B.. eine ­Enzyklopädie; auch ohne nachfolgende Erklärung oder Übersetzung der Stichwörter, also nur als Liste eines Wortschatzes, dann allerdings in der Regel unter Einschluß der Angabe der syntaktischen und/oder semantischen Kategorie [...] des jeweiligen Eintrags.« (Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, hg. v. Jürgen Mittelstraß in Verbindung mit Gereon Wolters, Stuttgart/Weimar 2004 (1995), Bd. 2 (H – O), S. 604) Lexikographische Darstellungsformen, die sich an die Form des alphabetischen Sachbuchs oder Konversationslexikons anlehnen, nehmen innerhalb der Literatur einen eigenen, gerade in letzter Zeit expandierenden Raum ein: in fiktionalen Texten oder als deren Ergänzung in essayistischen Texten und solchen, die sich verschiedenen kulturellen Gegebenheiten widmen, um auf eine nicht direkt zweckbezogene Weise über diese zu unterrichten, und ebenfalls als literarisch charakterisiert werden können.