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Jenseits der Lesbarkeit: Luigi Serafini: »Codex Seraphinianus« (1981)
»Codex Seraphinianus«

Luigi Serafinis »Codex Seraphinianus«, zuerst Mailand (Franco Maria Ricci) 1981, ist in der erweiterten Neuauflage (Mailand / Rizzoli) von 2006 ergänzt um eine beigelegte Broschüre (»Decodex«) mit Artikeln verschiedener Autoren zu Entstehung, Inhalt und Wirkungsgeschichte des »Codex«, die allerdings der Suggestion ihres Titels entgegen keine Decodierung des Kompendiums bietet.

Der »Codex Seraphinianus« stellt in Form einer nach Wissensgebieten gegliederten bebilderten Enzyklopädie eine imaginäre Welt dar. Die Texte sind in einer von Serafini erfundenen und bislang nicht decodierten (vielleicht auch nicht decodierbaren) Schrift (oder Pseudo-Schrift) verfaßt. Die Illustrationen zeigen – weitgehend unter Verwendung vertrauter, aber auf phantastisch-verfremdende Weise zusammengesetzter Bildmotive, imaginäre Schauplätze, Wesen, Gerätschaften, Entwicklungsprozesse und Praktiken. Die Gliederung des »Codex« suggeriert eine Darstellung verschiedener miteinander verbundener Wissensbereiche, die näherungsweise (in Analogiebildung zu konventionellen Wissenskompendien) benannt werden können: Auf einen Teil, der als »Einleitung« oder »Vorwort« betrachtet werden mag, da er dessen Platz einnimmt, folgen einzelne Kapitel, jeweils eingeleitet durch »Inhaltsverzeichnisse«. Die im folgenden dargestellten, ganz auf Serafinis imaginäres Universum bezogenen »Wissensgebiete« schließen jeweils aneinander an; ihre Ordnung ist aber ebenso rätselhaft wie die Schrift, in der sie konfiguriert sind, und die scheinbar illustrierenden Bilder.