X.
Das unbekannte Ich als Gegenstand biographischer und autobiographischer Enzyklopädien und Lexika
Lebensbücher
Biographistik als enzyklopädisches Projekt

»Enzyklopädie«: In diesem Begriff steckt der Anspruch, ›alles‹ zu sagen, was zu einem Themenfeld zu sagen ist. Dieser Anspruch begegnet auch an anderer Stelle: In der Idee des Lebens-Protokolls, des Berichts vor dem Totengericht, an dem ›alles‹ über ein gelebtes Leben zur Sprache kommt. In verschiedenen Kulturkreisen kennt man die Idee eines »Buchs des Lebens«, in dem alle Taten verzeichnet stehen. Solche Bücher werden von Engeln geführt und bilden am Tag des Jüngsten Gerichts die Verhandlungsgrundlage, in einer Situation also, da man über den einzelnen Menschen ›alles‹ wissen muß. Das ›Lebensbuch‹ kann als eine frühe Spielform des Konzepts ›Biographie‹ betrachtet werden. Die mit ihm verbundene Idee des »Alles-Aufschreibens« ist in ihrem Totalitätsanspruch verwandt mit dem Projekt »Enzyklopädie«.