M.
Multilingualismus und Illusionsverdichtung:
Über Fantasyliteratur und Wörterbücher
Christopher Paolini: »Eragon. Das Vermächtnis der Drachenreiter«, dt. v. Joannis Stefanidis, München 2005 (zuerst 2003: »Eragon – Inheritance Book One«)

»Eragon« endet mit einer Seite, die der Aussprache von leicht unkonventionell aussehenden Wörtern gewidmet ist. Es folgt ein Glossar: Teil 1: »Die alte Sprache«, wird eingeleitet durch die Bemerkung: »Da Eragon noch kein Meister der alten Sprachen ist, wurden seine Äußerungen nicht wörtlich übersetzt, damit dem Leser die grausige Grammatik erspart bleibt. Die Äußerungen der anderen Charaktere wurden hingegen unverändert übernommen.« (599). Es folgt eine alphabetische Liste mit ›Fremdwörtern‹ und deren ›Übersetzungen‹. (599-601). Ein weiteres Gloassar präsentiert Vokabeln aus der »Sprache der Zwerge« (601/02), gefolgt von einer kurzen Liste mit ›Vokabeln‹ aus der »Sprache der Urgals« (602). Es handelt sich um einen klassischen Fall von Pseudo-Paratext: Was als Erläuterung zu einer fiktiven Wirklichkeit präsentiert wird, ist de facto deren Erweiterung. Die Grenzziehung zwischen dem, was man normalerweise als ›real‹ bezeichnet, und dem Imaginären wird unscharf, sobald die ›Sprachen‹ imaginärer Länder und Welten in einer Weise dargestellt und ›gelehrt‹ werden, als handle es sich um tatsächlich gesprochene Sprachen.