Literatur verhält sich reflexiv zu außerliterarischen Wissensdiskursen, indem sie diese zitiert, imitiert, parodiert, simuliert, sie explizit thematisiert oder zum Gegenstand von Anspielungen macht. Sie bezieht sich nicht nur inhaltlich auf Gegenstände, Thesen und Theoreme verschiedenster Disziplinen, sie setzt sich auch mit den Formen wissenschaftlicher Darstellung auseinander. Dadurch werden Wahrheits- und Gültigkeitsansprüche der Wissensdisziplinen kritisch reflektiert; die konstitutive Bedeutung von Darstellungsmedien und Wissensordnungen für die erfahrene Welt wird evident. Literarische Genres wie der fingierte Forschungsbericht oder die fiktionale historiographische Darstellung sind einem solchen Anliegen besonders offensichtlich verpflichtet; Analoges gilt für die verschiedenen Spielformen literarischer Lexikographik, Enzyklopädistik, Topographie und Artenkunde (etwa in Form von Bestiarien). Als Reflexion über wissenschaftliches Wissen und die diskursiven Spielformen seiner Vermittlung hat Literatur einen hybriden Zug (Küpper 2001).