T.
Tlön und seine Enzyklopädien
Nochmals: Borges und die Lexikographik

Borges hat mehrere (miteinander zusammenhängende) Motive des Interesses an lexikographischen Darstellungen; es leitet sich insbesondere an seiner Affinität zu den Themen Zeit und Buch ab:

  1. Sein obsessives Interesse gilt der Vorstellung von der Idealität der Zeit. Und gerade Lexika sind nicht-linear zu lesende, insofern also ›a-chronologische‹ Texte.
  2. Die von ihm selbst vorzugsweise lexikographierten imaginären Wesen, geträumten Ereignisse und kollektiven wie individuellen Phantasmen sind im wesentlichen Buch-Geschöpfe. Sie demonstrieren, wie aus Büchern Wirkliches hervorgeht – und wer seine Lexikonartikel so abfaßt, so als seien diese Geschöpfe, Phantasmen, Ereignisse wirklich, der bekräftigt ihre Wirklichkeit. Gerade das Buch erscheint Borges als Medium der Widerlegung bzw. der Aufhebung von Zeit; Schrift widersetzt sich der Zeit. Das zudem ›a-chronologisch‹ (nicht-linear) organisierte Lexikon ist insofern der Inbegriff des Buchs. Das Lexikon demonstriert, was ›das Buch‹ kann: Die Zeit aufheben, das Imaginäre ›realisieren‹, Ordnungen entwerfen.