N.
Neue Perspektiven auf Sprachbestände und Ausdrucksweisen:
Das Wörterbuch als Form der Satire, Parodie und Diskurskritik
(Rabener – Lichtenberg – Flaubert – Bierce)

Die Form des Wörterbuchs gestattet es literarischen Autoren, zu vertrauten, geläufigen Wortbeständen, insbesondere aber auch zu geläufigen Formen des Umgangs mit diesen Beständen auf Distanz zu gehen, Reflexionen über das scheinbar Selbstverständliche anzustellen und anzuregen. Nicht die Unzulänglichkeiten, Defizite oder Absurditäten der ›langue‹ sind dabei primäres Ziel der Kritik, wenngleich Wortkuriosa und eigentümliche Regeln des Sprachgebrauchs zweifellos auch zum Reiz ›philologisch-etymologischer‹ und ›begriffskundlicher‹ Schreibweisen einladen. Sondern vor allem zielen Parodie, Satire und Travestie auf Spielformen der ›parole‹. Ins Blickfeld rücken Formen des Missbrauchs von Wörtern, des Lügens, der Heuchelei und Verstellung mit verbalen Mitteln – und über die Dummheit der Sprachbenutzer, die sich in ihren Redensarten und Ausdrucksweisen spiegelt. Erzeugung von Distanz, Anregung zur Reflexion: Trotz unterschiedlicher Akzentuierungen konvergieren die ›Wörterbücher‹ Rabeners, Lichtenbergs, Flauberts und Bierces in diesem Grundanliegen.