H.
Horribles, Abseitiges, Groteskes: Lexikographik des Skurrilen und Monströsen
Norbert Borrmann unter Mitarbeit von Christiane Maria Borrmann:
Lexikon der Monster, Geister und Dämonen. Die Geschöpfe der Nacht aus Mythos, Sage, Literatur und Film. Das (etwas) andere Who is Who«
Berlin 2000, Köln 2001

Aus dem Paratext:

»Zur Monsterauswahl. / Aufgenommen wurden Wesen, die als bedrohlich und geheimnisvoll zugleich gelten, egal ob sie dem Volksglauben, der Sage oder der Literatur entsprungen sind. Auch die Zeit ihrer Entstehung spielt keine Rolle: Sie reicht von den Tagen mythischer Menschheitsdämmerung bis hin zu den neuesten Schreckenskreaturen Hollywoods. So unterschiedlich Entstehungsort, Entstehungszeit oder Entstehungsart unserer Monster auch sein mögen – gleichgültig ob es sich dabei um den häuslichen Kobold oder um das aus dem Kosmos kommende Grauen handelt – sie alle zeichnen sich dadurch aus, eng mit unseren Ängsten verbunden zu sein und eine starke Wirkung auf unsere Phantasie zu haben. Reale Menschen wurden in diesen Schreckensreigen nur in Ausnahmefällen aufgenommen, etwa dann, wenn sie durch ihre Untaten selbst mythische Gestalt angenommen haben, so z.B. Vlad Tepes alias Dracula oder Ritter Blaubart Gilles de Rais. Verbrecher, Wahnsinnige, lebende Vampire, Besessene oder Schwarzmagier enthalten jeweils ein Gruppenporträt. Einzeln auf sie einzugehen würde das Thema der Arbeit sprengen, andererseits haben sie aber doch zuviel Relevanz für uns, als daß man sie gänzlich übergehen könnte. So ist auch im Wahnsinnigen das für Monster kennzeichnende Element des Bedrohlichen, Erschreckenden und geheimnisvollen enthalten. Ferner werden die bekanntesten Darsteller des Schreckens aufgeführt; denn das ›Böse‹ ist zumeist eine sehr bildhafte Erscheinung. (...) Was wäre etwa Frankenstein (sic) ohne Boris Karloff, oder Dracula ohne Christopher Lee oder Bela Lugosi.[?]« (Borrmann/Borrmann 2000)

Die Vorbemerkung deutet ein methodisches Problem an, das sie zugleich herunterspielt: Wenn es um ›Monstren‹ geht, so stehen – je nach zugrundegelegter Definition – imaginäre monströse Wesen neben realen historischen Personen (und Filmdarsteller, die als reale Personen zunächst imaginären Figuren ihr Gesicht geben, bilden nochmals eine eigene Kategorie). Wenn hier einem nur wenige Zeilen enthaltenden Artikel die »Wahnsinnigen« abgehandelt werden, so geht es nicht um tatsächliche Kranke, sondern um das, was man mit »Wahnsinn« in Verbindung bringt. Dabei stehen die »Wahnsinnigen« zwischen (monströsen) »Wächterfiguren« und »Waldgeistern« (Borrmann/Borrmann 2000, 347), kurz darauf aber auch die »Wale« zwischen »Waldgeistern« und »Wassergeistern« (Borrmann/Borrmann 2000, 348). Es werden übrigens nicht nur dann reale Menschen ins Spiel gebracht, wenn diese sich durch ihre Untaten ›mythischen‹ Status verschafft haben. Im Artikel »Freak« geht es um mißgebildete Menschen, wie sie lange im Zirkus und auf Jahrmärkten zur Schau gestellt wurden, und ein abgebildetes Werbe-Plakat zeigt den »Rauchenden Rumpfmenschen« (Borrmann/Borrmann 2000, 123). Gut vertreten sind literarische Figuren wie Jekyll/Hyde oder der Glöckner von Notre Dame.