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Zusammengestellte Fundstücke
Patrick Boman »Dictionnaire de la pluie«

In Form von alphabetisch angeordneten Artikeln präsentiert der Band eine Fülle an kulturellem Wissen und an kollektiven oder individuellen Vorstellungen über den Regen. Es regnet, wie es auf dem hinteren Umschlagtext heißt, auf jeder Seite. Gewährsleute und Informationslieferanten sind Ethnologen und Volkskundler (viele Artikel verweisen auf die Vorstellungen fremder Völker und Kulturen über den Regen und über Regengottheiten), Mythologen, Schriftsteller (viele Artikel nehmen Bezug auf literarische Texte zum Thema Regen), Meteorologen, Geographen und Landeskundler.
Als besonders wichtige Gewährsleute nennt das Vorwort den Mythographen und Mythostheoretiker James Frazer, die Volkskundler Paul Sébillot (Folklore de France) und Pierre Saintyves, die Sinologen Henri Maspero und Marcel Granot, den Mythologen der Drachen, Marinus de Visser sowie diverse Anthropologen.

Nur einige Beispiele: Unter dem Stichwort »Acholi« (Name eines südsudanischen Stammes) erfährt man etwas über deren auf den Regen bezogenen Mythen und Riten. – Das Stichwort »Acides« gilt dem sauren Regen und bietet entsprechende wissenschaftliche Informationen. – Unter »Afrique du Sud« geht es um einen merkwürdigen Regenzauber. – Der Artikel »Agathe« ist der Heiligen gewidmet, die bei Unwettern angerufen wird. – »Aguacero« ist ein mittelamerikanischer Tropensturm, »Aigoual« (»mont de l’Eau«) der Name eines niederschlagsreichen Berges in den Cevennen, etc. etc. Das Spektrum der Gegenstände reicht von der Sintflut bis zur zeitgenössischen Wissenschaft.

Neben einer Fülle alphabetisch gebändigter geographischer, landeskundlicher, klimatologischer, technischer, mythologischer, wissensgeschichtlicher sowie kulturhistorischer Informationen und neben Hinweisen auf Regendarstellungen in der Kunst (etwa bei Gustave Caillebotte) bietet das Regenlexikon auch Informationen über literarisch-poetische Texte und entsprechende Zitate. Zur Regentext-Kollektion gehören – neben Passagen über den Regen aus der Bibel und Regenzaubersprüchen – das Gedicht »Kindisch« von Rose Ausländer, Passagen aus »Spleen et idéal« von Charles Baudelaire, aus »Journal d’un curé de campagne« von Georges Bernanos, aus Chansons von Jacques Brel (bei dem es oft regnet), von Louis Bromfield, Yosa Buson, Paul Claudel etc. etc., auch volkstümliche Texte (Comptines alsaciennes, Comptines anglaises, Comptines corses etc. etc,). Chansonniers (auch Jacques Prevert) haben offenbar zum Regen ähnliche Affinitäten wie Regenzauberer. Und so ließe sich auf der Basis des »Dictionnaire de la pluie« dann auch eine kleine Literaturgeschichte des Regens schreiben.