E.
Enzyklopädisch-lexikographische Schreibprojekte
Einige Thesen zu Martis Lexikontext

(1) Ein Effekt des Lexikontextes ist die Vermischung bzw. die Entdifferenzierung von Realem und Imaginärem bzw. von historischen Gegebenheiten und Fiktionen.

(2) Trotz seiner teilweise skurrilen und erfundenen Lemmata nimmt der Lexikontext durch seine Form wie durch inhaltliche Momente Bezug auf die reale Erfahrungswelt, insbesondere auf die zeitgenössische Gesellschaft.

(3) Die zeitgenössische Gesellschaft erscheint dabei insbesondere als Wissensgesellschaft. Sie beruht auf dem Austausch von Wissens-Brocken. (Wissen, parodistisch zur Lexikonform kondensiert, ist brockenförmig, d.h. Stück-Werk.)

(4) Als Brock-Hütte neben dem Brock-Haus des gesellschaftlich relevanten Wissens errichtet, ist der Text zugleich das verkleinerte Abbild und das Zerrbild des letzteren – er belehrt, zitiert, gibt Referenzen – und all dies hart an der Grenze zum Absurden.

(5) Durch Parodie konventioneller Praktiken von Wissensvermittlung wirkt der Lexikontext subversiv; er stellt sowohl diese Praktiken als auch die Gegenstände des Wissens ironisch in Frage.

(6) Bei all dem ist er auch ein Text über Kunst: ein Brockhütte voller Dichter und Künstler, die die subversive Gegenwelt ›Abratzkis‹ bewohnen – und ein Buch, das aus verschiedenen Beobachter-Positionen Perspektiven auf Kunst und Literatur eröffnet.