Rabener ruft in der Vorbemerkung seine »Landsleute« dazu auf, Beiträge zum »Wörterbuch« zu liefern (R II 4). Im »Beitrag wiederholt er diesen Aufruf und fügt sogar eine Liste von 20 Wörtern bei, deren Bedeutung ihm angeblich besonders ›zweideutig‹ und ›unbestimmt‹ erschien, so daß sich eine Untersuchung hier anbot; die Wörter entstammen wiederum dem Bereich der Moral und der intellektuellen Vermögen sowie der Ästhetik (R II 33f.).
Rabener starb 1771; etwa zur gleichen Zeit greift Lichtenberg die Anregung auf. Seine wenigen »Beiträge zu Rabeners Wörterbuch«, die Artikel zur den Stichworten Aber, Afterreden und Instinkt, waren vermutlich für ein Journal bestimmt, wurden – soweit bekannt – aber nie publiziert. (Vgl. den Kommentar zu Bd. III von Lichtenbergs Schriften, S. 233. Der Text kann, wie hier ausgeführt, nicht vor 1771 entstanden sein.) Die in Lichtenbergs Text erörterten drei Stichworte hatten nicht auf Rabeners Vorschlagsliste gestanden. Von der im »Wörterbuch« so schematisch umgesetzten Konzeption seines Anregers weicht Lichtenberg außerdem beträchtlich ab, so daß zu fragen ist, warum er seine drei Texte überhaupt mit jenem Projekt in Verbindung bringt. Auch sind die drei Artikel selbst sehr unterschiedlich angelegt. Was sie untereinander – und mit Rabeners Artikeln – verbindet, ist allein die Tatsache, daß jeweils ein bestimmtes Wort Anlaß zu moralischen Reflexionen gibt.
Nur der Artikel Aber (L III 502f.) ist durchgängig im satirischen Ton gehalten und auch dem Inhalt nach eine reine Satire. Zum Gegenstand der Kritik wird die üble Nachrede, mit welcher Nichtstuer und Neider rechtschaffene Personen aus Langeweile oder blanker Bosheit überziehen. Zwar seien die Nachredner oft gezwungen, die Verdienste der Rechtschaffenen anzuerkennen, doch pflegten sie solchem Lob eine gravierende Einschränkung oder gar eine Verleumdung anzuhängen – eingeleitet eben durch das Wörtchen aber.
Mit Aber-Sätzen also finden besonders üble Neigungen und Motive zur Sprache. Die Welt der verleumderischen Müßiggänger, der weiblichen und männlichen Klatschtanten wird mit dem Gestus satirisch-ironischer Rechtfertigung karikiert; Lichtenberg ersinnt kleine Gesprächsszenen, statt allgemeine Sätze zu formulieren, individualisiert also das thematisierte Laster im Zuge seiner Darstellung, ohne doch dabei vergessen zu machen, daß sich hinter den Aber-Sätzen ein allgemeines Prinzip verbirgt.