Diverse Installationen mit Photos sind explizit den Toten gewidmet, so etwa »Les Suisses morts«.
Für diese Installation aus gestapelten Blechdosen mit auf ihnen fixierten Photoporträts hat der Künstler die Bilder aus Traueranzeigen in der Zeitung »Le Nouvelliste du Valais« verwendet, die – meist lächelnde – Gesichter von mittlerweile Verstorbenen zeigen. Diese Photos wurden eminent vergrößert, bis sie Überlebensgröße annahmen. Man fühlt sich an die von Sebald thematisierten Ahnen an der Wand der guten Stube erinnert. Aber diese Toten sind nicht unsere Ahnen; wir kennen sie nicht, sie haben auch keine Namen, und nichts macht sie identifizierbar. Sie sind nur tote Schweizer, und selbst ihr Schweizer-sein, diese reichlich unbestimmte Eigenschaft, ist gleichgültig, da sie nicht um ihrer selbst willen abgebildet sind, sondern als Repräsentanten für Tote überhaupt. In ihrer Anonymität und Austauschbarkeit haben sie für den Künstler dann aber eben doch einen Bezug zu uns. Denn sie sind auch unsere Stellvertreter. Boltanski kommentiert sein eigenes Projekt so:
Mit Boltanskis Installationen werden typische, ja institutionalisierte Orte des Gedenkens zitiert: das Archiv als der Raum, in dem vergangenes Leben verwaltet wird, und der Sakralraum als Schauplatz kollektiven Gedenkens, aber auch die Grabstätte. Verdichtet wird die skizzierte Thematik durch die Plazierung von Photographien in Sakralräumen sowie Photoinstallationen, die an Friedhöfe und andere Stätten des Totenkultes erinnern.