W.
Wirkliche und Mögliche Welten
Einige Thesen zur Orientierung
  1. Literarische Lexikographik/Enzyklopädistik ist eine eigene Spielform der Literatur.
    Konstitutiv für die Beispiele ist ihre Ähnlichkeit mit enzyklopädischen Schreibweisen im außerliterarischen (›nichtfiktionalen‹) Bereich. Das ist aber nur eine erste Annäherung, weil die Unterscheidung zwischen Fiktionalem und Nichtfiktionalem erstens problematisch ist und zweitens mit zu den Voraussetzungen gehört, die durch die fraglichen Bücher selbst oft unterlaufen wird. Geht man von der vagen Bestimmung der »literarischen Enzyklopädie« als einer den außerliterarischen Enzyklopädien ›ähnliche‹ Form aus, dann liegt der Akzent auf formal-strukturellen Aspekten.
  2. Literarische Enzyklopädistik ist ein Experiment mit Darstellungsverfahren, bei dem geläufige Differenzierungen (Dichotomisierungen, Leitdifferenzen) suspendiert werden:
    (a) die zwischen »Fiktionalem« und »Nichtfiktionalem«.
    (b) die zwischen Literatur (qua künstlerischer Darstellung) und Wissenschaft bzw. Wissensvermittlung.
    Die Suspendierung dieser Differenzierungen (also der Verstoß gegen diskursive Spielregeln) löst allgemein gesagt Prozesse der Reflexion über sie aus (über »Fiktionalität«, »Nichtfiktionalität«, »Kunst« und »Wissenschaft«), bzw. entsprechende Reflexionen liegen ihr bereits zugrunde.
  3. Literarische Enzyklopädien lassen sich als Reflexionen über die Ordnungen des Wissens als Entwürfe von »Welt«-Ordnungen betrachten.
  4. Dabei nimmt literarische Enzyklopädistik zumindest implizit Bezug auf die Alternative von konstruktivistischen und realistischen Konzepten von Erfahrung bzw. von Erkenntnis.