»Mäzen«: das ist ein positiv konnotierter Ausdruck für einen Förderer der Künste. Als »Dummkopf« wird sich mancher vermeintliche »Mäzen« vielleicht dann herausstellen, wenn man sich klarmacht, daß mancher auf die Dummheit seiner Geldgeber setzt und ihn dann als »Mäzen« umschmeichelt. Rabeners Vorbemerkungen stehen in einem weitläufigen zeitgenössischen Kontext sprachtheoretischer Reflexion, an den in mehr als einer Hinsicht angeknüpft wird. Erstens durch das Bekenntnis zur »deutschen Muttersprache«, deren sich auch der Gelehrte nicht »zu schämen« brauche. (Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein hatte die Gelehrtensprache Latein Vorrang vor dem Deutschen gehabt.) Zweitens ist das Projekt Sprachkritik/Sprachverbesserung tatsächlich ein wichtiges Projekt der Aufklärung. Leibniz’ »Unvorgreifliche Gedanken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der teutschen Sprache« hatten zur Rückbesinnung auf das Deutsche und zur Optimierung seiner Ausdrucksmittel ermutigt. Seine Vorschläge korrespondieren dem, was Rabener als Intention seines »Wörterbuchs« vorstellt, wenn dies bei Rabener auch in ironischer Weise geschieht. (Die Ironie richtet sich aber nicht gegen Leibniz und andere, die sich um die Verbesserung der Sprache bemühten, sondern gegen Sprachbenutzere, die durch unangemessenen Sprachgebrauch ein solches Projekt behindern.) Leibniz selbst hatte die Erarbeitung eines Wörterbuchs vorgeschlagen, das neben den allgemein geläufigen Wörtern auch die Termini der Spezialdisziplinen umfassen soll (»Unvorgreifliche Gedanken zu Verbesserung der teutschen Sprache«). Sowohl die empiristische als auch die rationalistische Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts betrachtete eine Kritik und Verbesserung der Sprache als besonderes Desiderat; in falschem oder unökonomischem Sprachgebrauch sah man die Ursache für Denkfehler, ja für gravierende Irrwege sowohl bei der Erkenntnis der Erscheinungswelt als auch bei der metaphysischen Spekulation. In welchem Maße nachlässiger, vorurteilsbehafteter oder schlichtweg unsinniger Sprachgebrauch zu gedanklichen Chimären und unsinnigen Vorstellungen über Immanenz und Transzendenz führe, hat vor allem der Empirist und Sprachkritiker George Berkeley immer wieder betont. Im dritten Buch seiner »Neuen Abhandlungen über den menschlichen Verstand« hat Leibniz dem »Mißbrauch der Worte« ein ganzes Kapitel gewidmet; er klassifiziert hier die einzelnen Fehler bei der Zuordnung der Wörter zu ihren Signifikaten, um vor ihnen zu warnen. Differenziert wird dabei zwischen Wörtern, die immer ›leer‹ waren und »niemals eine bestimmte Idee« enthielten, sowie anderen, die ihre Bedeutung – ihren Konnex zu einer Idee – durch falschen Gebrauch verloren (Neue Abhandlungen, 390). Als Beispiel führt einer der Gesprächspartner die Wörter Weisheit, Ruhm und Gnade an; sein Gegenüber beeilt sich, die Definitionen dieser drei Beispiele zu liefern. – Richtiger Sprachgebrauch ist für Leibniz eine Frage der intellektuellen Disziplin. Und er verhält sich keineswegs indifferent gegenüber dem Bereich des Ethischen. Denn erstens führt falscher Sprachgebrauch zu falschen Vorstellungen und Mißverständnissen – er kann unbeabsichtigterweise lügenhaft sein. Zweitens sind gerade moralische und religiöse Begriffe die Hauptopfer nachlässiger Redepraxis.