B.
Bücher und Alphabete, Bücher als Alphabete
Über lexikographisches Schreiben als Genre
Listen

Für die Auseinandersetzung mit literarischen Alphabeten erscheint Umberto Ecos Differenzierung zwischen pragmatischen und poetischen Listen besonders fruchtbar (Eco: Die unendliche Liste, 2009). So erscheinen viele alphabetisch-lexikographisch angelegte Texte und Bücher als Ausdrucksformen des Bedürfnisses nach pragmatischen Listen, nach der Sichtung von Beständen oder der Registratur von Ideen, Wörtern, Begriffen, Erinnerungen, als Darstellungen finiter Mengen kultureller Tatbestände. Andere Listen – die poetischen – erscheinen als endliche Repräsentanten eines Darstellungsbedürfnisses, das sich prinzipiell nicht befriedigen lässt – sei es, dass das Darzustellende quantitativ menschliches Ermessen und menschliche Registrierungskompetenzen übersteigt, sei es auch, dass die Darstellung sich als qualitativ inadäquat reflektiert. Poetische Listen tragen dem Problem der Undarstellbarkeit Rechnung: bezogen auf das Unerschöpfliche, auf das Infinite, auf das jenseits der Repräsentierbarkeit Liegende, auf das Unnennbare, das Unsagbare.