E.
Enzyklopädisch-lexikographische Schreibprojekte
Brockhaus minimiert

Kurt Marti: »Abratzki oder Die kleine Brockhütte. Nachträge zur weiteren Förderung unseres Wissens. Lexikon in einem Band«


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Im Artikel »Bätzern« erwähnt wird der »Briefroman ›Die neuen Herzen‹ der schwäbischen Dichterin Auguste Kaltz-Sütterlin (1792-1836)«, wo dieser Ausdruck verwendet werde; angegeben wird auch ein Passionsspiel ungeklärter Verfasserschaft, das dieses Wort im Ttel trägt sowie entsprechende sprachhistorische Studien (S. 15). Ein Artikel gilt dem »Bildgebet«, unter Berufung auf den »holländischen Maler César Domela (geb. 1900)«, demzufolge »der Malakt eine Form des meditativen Gebets und das fertig gemalte Bild (Domela denkt vor allem an abstrakte Malerei) die Kristallisation einer Meditation resp. eines Gebets« ist (S. 17). Aufgeführt wird ferner »Boikelspiel, Sarah. (Geb. 1894 in Moskau – gest. ca. 1930 an unbekanntem Aufenthaltsort.)«, eine Ballettänzerin, die bolschewistische Revolutionärin war, Tanzkommunen gründete und »einen expressiven Gruppentanzstil zu Agitationszwecken entwickelte«, später unter Einbeziehung von »herumstreunende[n] Waisenkinder[n]« in die Tanzkommunen (S. 19). Im Artikel »Dädaliske, die« erwähnt wird ein Dichter namens »Roli. O. Rebsamen«, kurz »ROR«, der einen Gedichtband »Blondbuch« (1964) veröffentlicht haben soll, wo der Liebesakt zu einer der schönen Künste erklärt wird. (S. 26) Weitere Artikel zum Thema Kunst und Künste gelten ästhetischen Prozessen, Praktiken und Werken:

»Aktiorama, das. Als Parallelbildung zu ›Cinerama‹ bezeichnet A. ein Aktionstheater, dessen Bühne den Zuschauerraum hufeisen- oder U-förmig umfassen soll, wobei das Verhältnis der Raumdimension von Bühne und Zuschauerraum im Minimum 1:1 betragen soll. Botho Jencke (geb. 1932), programmatiker des A.s, schlägt als weitere Möglichkeit innerhalb gegebener Theatersäle vor, die Zuschauer auf die Bühne und die Akteure in den Zuschauerraum zu versetzen. Entscheidend ist, nach Jencke, daß die kommerziell bedingte Mehrheit der passiven Zuschauer womöglich in eine Minderheit verwandelt wird, so daß im A. mindestens so viele, wenn angängig jedoch auch mehr Akteure agieren als Zuschauer vorhanden sein können. Die Minderheitssituation der Zuschauer soll diesen in Minderheitssituationen einüben, ihn dadurch entmassen, vereinzeln und so aktivieren. Jencke schrieb das erste A.-Stück ›Apokalypse‹. Von ihm angeregt entstanden in den USA bis jetzt vor allem Science-Fiction-Stücke für das A. (Botho Jencke: Das Aktiorama, 1967; Eleanor Cockfield: Theatre and Science Fiction, 1969)« (S. 10)

»ANS, der. Abkürzung des Namens Alekssander N. Skrjabin (russischer Komponist 1872-1915) und Name des ersten von Jewgenij Mursin 1957 konstruierten fotoelektrischen Synthesators, einer im Moskauer Skrjabin-Museum aufgestellten Musikmaschine. Der ANS ist ein lichtelektrisches Gerät, das nicht 12, sondern 72 Töne je Oktave erzeugt, also mikrotonische Komposition gestattet und mit Hilfe eines ›Koders‹ programmiert wird. Der Synthesator verwandelt die weiß auf schwarz gezeichnete Graphik der Partitur in Klang. Mit dem ANS haben mehrere russische Komponisten gearbeitet, so Andrej Wolkonskij, Nikolaj Nikolskij, Pjotr Meschtschaninow, Eduard Artemjew. ›Der Apparat ANS erweist sich, wenn seine Anwendung im Alltag gelingt, als (12) revolutionäre Erfindung, würdig seiner Epoche, einer Epoche der Sputniks und Weltraumflüge.‹ (Wolkonskij) (Fred K. Prieberg: Sowjetische Musiktechnologie, Magnum 47; 1963; Heinz O. Stroeter: Neue Musik in den USA nd in der UdSSR, 1966).« (11f.)