E.
Enzyklopädisch-lexikographische Schreibprojekte
Brockhaus minimiert

Kurt Marti: »Abratzki oder Die kleine Brockhütte. Nachträge zur weiteren Förderung unseres Wissens. Lexikon in einem Band«


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Das Lexikon ist als literarisches Kunst-Gebäude hochgradig selbstbezüglich: Ein verschlüsselter Hinweis auf die Sympathie des Abratzky-Lexikons mit der Anarchie ist der – ebenfalls im Zeichen einer Umkehrung stehende Artikel über die »Archisten«: Gelten normalerweise die Anarchisten als die politische Ausnahme, der Sonderfall, so werden hier die Archisten als Anhänger hierarchischen Denkens und entsprechender Machtkonzepte so erläuterte, als seien sie etwas Seltsames und darum Erklärungsbedürftiges. Was man über sie erfährt, klingt unsympathisch: Sie verfechten die Beherrschung von Menschen durch andere Menschen:

»Archisten, die. Von griech. ›arché‹ [=Herrschaft]. Vertreter der Ansicht, daß ihne die Herrschaft von Menschen über andere Menschen keine Ordnung denkbar sei. Die A. betrachten die Anarchisten, für die erst eine herrschaftslose Gesellschaftsordnung menschenwürdig ist, als ihre schärfsten Gegner, die sie freilich in Anbetracht ihrer geringen Zahl eher verachten als bekämpfen. Die A. sind politisch nicht organisiert, da alle bestehenden politischen Parteien und Organisationen im prinzip archistisch sind. Der Einfluß der (13) A. ist so beinahe unbeschränkt und nicht kontrollierbar. (Hanns David Bitter: Das archistische Prinzip, 1901; Dina Tuchschmidt und Jürgen Lisk: Die Weltverschwörung der Archisten, Privatdruck 1962).« (S. 12f.)

Vgl. auch:

»Entordner, der. Funktionär innerhalb privater oder öffentlicher Betriebe und organisationen. Die Aufgabe des E.s ist es, ein lähmendes Übermaß an Ordnung wieder zu lockern, ohne daß Unordnung und Chaos eintreten. (Gerhard Flügge: Entordnung als Element des modernen Managements, 1966; Jean Lacoultre: La Science de l’Organisation, 1968).« (S. 33)