K.
Kritische Reflexionen über Sprache und Vokabular:
Literarische Texte über Wörterbücher
Wörterbücher und Lexika als Modelle literarischer Schreibweisen

Die Vorformen heutiger Wörterbücher bestanden aus zwei- oder mehrsprachigen Wortlisten oder Glossaren und hatten rein praktische Funktionen: Sie erklärten Reisenden und in der Fremde Ansässigen (Kaufleuten, Missionaren) schwierige, seltene oder regionale Wörter oder aber den Lesern kanonischer dichterischer Werke die Bedeutung von ungeläufigen Beispielen poetischen Sprachgebrauchs – so die bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. kompilierten »glossai« zu Homer und anderen Autoren. Das Arrangement der erklärungsbedürftigen und der erklärenden Wörter konnte variieren. Die frühesten englischen Wortlisten entstanden im 8. Jahrhundert aus zunächst interlinear in lateinische Texte eingefügten übersetzenden Wörtern der Volkssprache. Die hieraus entstandenen Glossare und ihre vielen Verwandten in verschiedenen anderen Kulturen waren allerdings zunächst nicht systematisch aufgebaut. Erst wo ein Korpus von Wörtern lexikographisch organisiert ist, liegt ein Wörterbuch vor. Die alphabetische Ordnung ist hier die kulturell und wissensgeschichtlich signifikanteste, aber keineswegs die einzige; es gibt auch thematisch oder nach Wortfeldern geordnete Wörterbücher.