Laut Kilcher besteht »zwischen der arbiträren Astrukturalität des Alphabets und der Vernunft ein geradezu logischer Zusammenhang« (225). Voltaire verfaßte 1764 einen »Dictionnaire philosophique portatif«, der 1769 erweitert wurde: unter dem Titel »La Raison par alphabet« (225). Voltaire versteht im Vorwort die asemantische Ordnung des Alphabets als Ausdruck der Ablehnung theologischer Bedeutungen und Sinnmuster. »Das Alphabet inthronisiert die Vernunft als kritische Instanz, welche metaphysische Zusammenhänge und überkommene Theologumena […] vorbehaltlos destruiert« (225). D’Alembert rechtfertigt im »Discours préliminaire« der Encyclopédie die alphabetische Ordnung als bequem und praktisch. »Die Alphabetisierung erweist sich als das adäquate Medium der Kritik älterer Wissenszusammenhänge. Sie fordert die autonome und kritische Vernunft sowohl beim Schreiben, als auch beim Lesen des fragmentierten Textes. Sie institutionalisiert Sprache als arbiträres Medium und damit als Vermittler eines säkularen Wissens.« (228). In alphabetisierte Nachschlagewerke kann alles Wissen eingespeist werden, wie aufklärerische Lexikographen betonen (229); jedes Spezialgebiet läßt sich so darstellen.