Q.
Quidditch, Flubberwürmer, Hobbits und Orks:
Über Enzyklopädien und Fantasyliteratur
Tolkien

Tolkiens »Middle-earth« ist mittlerweile gründlich kartographisch, historiographisch und lexikographisch erfasst. Schon Tolkien selbst hatte seine Welt nicht nur in Form von Texten entworfen, sondern auch gezeichnet und gemalt, Tabellen, Register und Annalen angelegt. Sein Sohn Christopher setzte diese Arbeit fort, andere folgen ihm bis heute. Diese ›Erschließung‹ von Mittelerde orientiert sich dabei an (populär-)wissenschaftlichen Organisationsformen des Wissens, an Annalistik und Historiographie, Geographie und Enzyklopädistik, Linguistik und Volkskunde. David Day und Robert Foster haben die Welt Tolkiens in enzyklopädischen Kompendien dargestellt, welche von Mittelerde-Spezialisten unter der Leitfrage nach ihrer Sachhaltigkeit und Zuverlässigkeit kritisch rezensiert wurden. Doch allmählich wird zweifelhaft, inwiefern Tolkiens Werk und Nachlass der ›Mittelerdkunde‹ überhaupt verbindliche Grenzen setzen. Denn das imaginäre Reich hat sich gegenüber seinem Erfinder mittlerweile insofern verselbständigt, als sich die Neuen Medien seiner Geschichten annehmen, sie ausspinnen und transformieren. Tolkien selbst hat hinsichtlich der Ausstattung seiner Welt Maßstäbe gesetzt, an der seine Nachfolger gemessen werden.