Die jüdische, islamische und christliche Mythologie kennt schreibende Gottheiten, welche über die Menschen Buch führen. Euripides imaginiert ein Protokollbuch für Zeus. Die Grundidee ist bis in die babylonische und parsische Religion zurückverfolgbar. (Vgl. zur Übersicht: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 1. Sp. 956f. Art.: »Buch des Lebens« (H. K. Kohlenberger), sowie Leo Koep: Das himmlische Buch in Antike und Christentum. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung zur altchristlichen Bildersprache. In der Reihe: Theophaneia. Bonn 1952. Ferner: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Suppl.-Bd. Sp. 309. Art.: »schreiben, Schrift, Geschriebenes«.)
Neben Göttern sind es Engel und Heilige, welche mythologischen Vorstellungen zufolge über die Menschen Buch führen; in Dokumenten der parsischen Religion ist von Schreiberengeln die Rede, und Emanuel Swedenborg spricht in seinen visionären Schilderungen des Geisterreichs noch im 18. Jahrhundert von ähnlichen Buchführungen. – Dem während der Lebensläufe angefertigten Bericht über die einzelnen Menschen korrespondiert die Vorstellung eines »Buchs der Werke«, in dem die Taten des Menschen verzeichnet stehen.