Savinio (geb. 1891, gest. 1952 = Andrea de Chirico) ist der Bruder des Malers Giorgio de Chicico. Er hat selbst auch gemalt, als Autor mit lyrischen und dramatischen Formen experimentiert, stand der surrealistischen Kunst nahe, ohne Surrealist zu sein, und unterhielt darüber hinaus enge Beziehungen zu anderen Repräsentanten avantgardistischer Kunstströmungen. (Die dt. Ausgabe der »Nuova Enciclopedia« von 2005 ist umfangreicher als die von 1983. Sie enthält, anders als die von 1983, als ersten Artikel einen über den Buchstaben »A«.)
Das Motto Savinios, einleitend, erklärt die Funktion der neuen Enzyklopädie:
Die Stichwortliste stellt sich als veritables Sammelsurium dar. Wir finden Artikel über: A, Abat-jour/Lampenschirm, Abatino (Graf Pepito), Abendland, Absätze, Abschied Opus 81, Achilles und Aperitiv, Adam, Agonie, Aischylos →Tragödie, Akademie, Akzentverschiebung, Allwissenheit, Amazone, Ambrosius, Amöbe, Amphoren und Kelche, Anaxagoras, Angelus, Apollinaire, Apollo, Apuleius→Metamorphosen, Ärztlicher Rat etc. etc. (In der nichtitalienischen Ausgabe ist die Reihenfolge der Artikel natürlich eine andere als im Original, aber einen Eindruck vermittelt diese Zusammenstellung von A-Artikeln doch.) Unter den Zeichnungen zu diesen Artikeln findet sich u.a. die eines Stiermenschen (eines bürgerlich gekleideten Minotaurus), der als »Il signor A« vorgestellt wird; ihm korrespondiert eine Bemerkung im Artikel über das »A«, dessen schriftgeschichtlich frühe Form mit der eines Stiergehörns in Verbindung gebracht wird. Im übrigen wurde das Lexikon aus zunächst einzeln erschienen Artikeln nachträglich kompiliert, hatte zunächst also keine Buchform.
Aus dem Nachwort von Richard Schroetter zur deutschen Ausgabe von 2005:
Bei der Abfassung seines Lexikons hat Savinio Wörterbücher und Nachschlagewerke aller Art verwendet, darunter vor allem Petrocchis »Nuovo Dizionario della Lingua Italiana«, die »Enciclopedia Italiana« und Jaconos »Dizionario di Esotismi«. Besondere Neigungen bringe Savinio, so Schroetter, der Etymologie entgegen.
Aus politischen Gründen wird die Publikation der neuen Enzyklopädie zeitweilig unterbrochen. Savinios Freund Massimo Bontempelli verläßt im Dezember 1942 die Zeitschrift, neue, politisch konforme Herausgeber übernehmen seine Funktionen, die Rubrik Savinios erscheint zunächst nicht weiter; »Educazione« ist das letzte erscheinende Lemma. Savino befaßt sich weiter mit dem Thema Enzyklopädie. 1944 erscheint in »La Stampa« ein Artikel zu diesem Thema, wo es u.a. heißt:
Savinio plante selbst die Veröffentlichung seiner »Enciclopedia« als Buch und sammelte weiteres Material dazu, ohne das Projekt vollenden zu können; 25 Jahre nach seinem Tod veröffentlichte der Adelphi-Verlag seine Kollektion von Artikeln als »Nuova Enciclopedia«. Die erste, 1983 dann auch auf Deutsch erschienene Zusammenstellung wurde durch mittlerweile neu aufgefundene Artikel in späteren Ausgaben ergänzt.