X.
Das unbekannte Ich als Gegenstand biographischer und autobiographischer Enzyklopädien und Lexika
Die Babylonische Bibliothek als Sammlung aller Lebensbeschreibungen

Eine Reminiszenz an die Vorstellung einer Totalität von Lebensbüchern, einer Bibliothek aus ›allen‹ Lebensbeschreibungen, welche noch dazu aufs Erschöpfendste die ›ganze‹ Wahrheit über ›jeden‹ mitteilen, ist der Borges-Erzählung über die »Bibliothek von Babel« eingeschrieben. Denn in dieser Universalbibliothek, die alles mögliche Schreibbare enthält und damit u.a. eine Enzyklopädie der Enzyklopädien ist, sind – wie ausdrücklich gesagt wird – eben auch Lebensbeschreibungen enthalten: ›alle möglichen‹, genau gesagt. Die Bibliothek enthält, wie es in einer typisch chaotischen Aufzählung heißt,

»Alles: die bis ins einzelne gehende Geschichte der Zukunft, die Autobiographien der Erzengel, den getreuen Katalog der Bibliothek, Tausende und Abertausende falscher Kataloge, den Nachweis ihrer Falschheit, den Nachweis der Falschheit des echten Katalogs, das gnostische Evangelium von Basilides, den Kommentar zu diesem Evangelium, den Kommentar zum Kommentar des Evangeliums, die wahrheitsgetreue Darstellung deines Todes, die Übertragung jeden Buches in sämtliche Sprachen, die Interpolationen jeden Buches in allen Büchern.« (Borges 2000, 151f.)