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Das unbekannte Ich als Gegenstand biographischer und autobiographischer Enzyklopädien und Lexika
Über die ABC-Form der Autobiographie

Sichtet man die verschiedenen Spielformen jüngerer Autobiographistik, so fällt auf, daß manche Autobiographen sich zur eigenen Person in Form von alphabetischen Texten äußern. Auch dort, wo andere Personen biographische Selbstdarstellungen – etwa durch Interviews – anregen, greifen sie gelegentlich zum ABC.

Was impliziert die Entscheidung für eine alphabetisch strukturierte Autobiographie? Hier gibt es verschiedene Akzentuierungsmöglichkeiten:

  • Die Gliederung in Artikel betont den Baustein-Charakter der Selbstdarstellung.
  • Die ABC-förmige Sammlung von Bausteinen kann auf Fragmentierung und Partikularität hinweisen – darauf, daß diese sich nicht als kohärentes Ganzes ergeben, sondern als ein Sortiment von Bruchstücken.
  • Sie kann auf die Kontingenz von Erinnerungen, die Konstruiertheit von Lebensberichten und Selbstdarstellungen hinweisen.
  • Das ABC kann aber auch als Repräsentant eines Ganzen (von A-Z) stehen, in dem das Wichtigste über ein Leben kondensiert enthalten ist.
  • Mittelbar wird auf die Bedeutung von Schlüsselwörtern (den Lemmata) hingewiesen, also auf die Rolle, die bestimmte Begriffe im Leben des Einzelnen spielen.