Das »Wörterbuch« gibt sich als ein Werk aus, das auf der Basis eines früheren Lexikons zusammengestellt wurde: des in lateinischer Sprache im Jahr 1691 publizierten Lexicon Cosri von Johannes Daubmannus. Der fiktive Herausgeber des gegenwärtigen Kompendiums hat die nun präsentierten Artikel auf der Basis der Arbeit des früheren Kompilators Daubmannus zusammengestellt, der seinerseits die Quellenstudien und Forschungen früherer Spezialisten ausgewertet hatte. Auch Daubmannus hatte dabei auf heterogene Zeugnisse und widersprüchliche Auskünfte zurückgreifen müssen. Das Lexicon Cosri hatte eine ebenso eigentümliche Geschichte gehabt, wie es eigentümlich ausgestattet gewesen war: Der überwiegende Teil der gedruckten Auflage war verboten und vernichtet worden. Über diese normalen Exemplare hinaus existierten je eines mit goldenem und eines mit silbernem Schloß, das Kontrollexemplar des ersteren. Das mit dem goldenen Schloß war vergiftet, tötete seine Leser und wurde schließlich zerstört, das silberne war zwar ungefährlich, wurde aber auch vernichtet. Aus Resten der zerstörten Bücher trägt der gegenwärtige Kompilator sein »Wörterbuch« zusammen und ergänzt sie um Geschichten und Dokumente, die bis in die Gegenwart weisen. Von den Chasaren ergibt sich dabei ein doppelt verwischtes, mehrfach perspektivisch gebrochenes und zudem fragmentarisches Bild. Wir lesen verwischte und vereinzelte Spuren, deren Vieldeutigkeit an den konkurrierenden Versuchen der Zusammenfügung und Auslegung ablesbar wird. Der Roman setzt auf verschiedenen Ebenen Prozesse der Zerstreuung, Partikalisierung und Verfremdung buchstäblich ins Bild; seine äußere Gestaltung und Struktur korrespondieren also der Idee eines zersplitterten Wissens. Darum lesen wir statt einer kohärenten Geschichte der Chasaren einzelne Artikel von unterschiedlicher Länge (von kurzen Erklärungen bis zu Abhandlungen von 30 Seiten Länge).