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Verrätseltes, Verfremdetes, Verborgenes, Verzerrtes, Verfremdetes: Ror Wolfs poetische Ratgeberbücher
Strategien der Negation und der Verweigerung

Ror Wolfs Ratgeberbücher stehen im Zeichen der Reflexion über Wissensdiskurse, über die Aufbereitung und Vermittlung von Wissen. Diese reflexive Grundstruktur wird durch das breite Spektrum an selbstbezüglichen Passagen unterstrichen. Auffällig viele dieser Passagen sind (schon vor den »Bemerkungen über die Stille«) dem Gestus des Ausweichens, der Umschreibung, der Selbstbeschränkung und Selbstrelativierung verpflichtet. Mit einer typischen Wendung heißt es etwa in den »Mitteilungen«:

»Womöglich ist darüber aber noch nicht das letzte Wort gesprochen worden.« (Mitteilungen, Artikel »Wachtelhund«, 117)

oder:

»Aber ich bin so in meine Arbeit vertieft, daß ich vielleicht die wahren Werte aus dem Auge verliere.« (Mitteilungen, Artikel »Weinen«, 118)

Neben Strategien des Zurückweichens treten solche der Verunklärung. Gelegentlich wird sogar die chronologische Abfolge von Objektbeobachtung, Schreibarbeit und Kommunikation mit dem Leser verunklärt, etwa wenn es innerhalb eines Artikels heißt:

»Wir können uns dann zurückziehen und diese kleine Betrachtung niederschreiben.« (Mitteilungen, Artikel »Wellen«, 118).

Gelegentlich signalisiert der Ratschläger seine Ratlosigkeit:

»Und warum sollte es nicht so sein.« (Mitteilungen, Artikel »Weltverbesserung«, 119).

Auf paradoxe Weise konterkariert wird das in den Paratexten als so nützlich angepriesene enzyklopädische Unternehmen durch Momente verweigerter Mitteilung, beispielsweise wenn Tranchirer zu einem Stichwort, das er selbst zunächst aufführt, einfach keine Auskunft geben möchte:

»Torten. Man lese, was über Torten zu sagen ist, in einem beliebigen anderen Werk nach; hier ist nicht der Platz, über Torten zu reden.« (Mitteilungen, 104)

Manchmal tritt an die Stelle der Information die bloße Behauptung, das betont subjektive Aufbegehren gegen eine dem Ratgeber offenbar mißliebige These. Doch mit manch anderen Formen der Selbstzurücknahme seiner Mitteilungen bewegt sich Tranchirer nahe am performativen Selbstwiderspruch. Am Ende des immerhin halbseitigen Artikels und anschließend an die Beschreibung der Körperstelle namens »Zungengrund« heißt es etwa:

»Am Boden der Mundhöhle liegt die Zunge, die wir jedoch nicht weiter beachten werden; denn der eigentliche und wohl auch vornehmste Anlaß unserer Abhandlung ist der Zungengrund, auf den wir hier lediglich aus Platzmangel nicht näher eingehen können. Wir wollen uns überhaupt, jetzt und in Zukunft, auf das Wesentliche beschränken; und zum Wesentlichen gehört der Zungengrund nicht.« (Mitteilungen, 126f.: Art »Zungengrund«)