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Verrätseltes, Verfremdetes, Verborgenes, Verzerrtes, Verfremdetes: Ror Wolfs poetische Ratgeberbücher
Ohnmacht der Bilder

Im Unterschied zu konventionellen Konversationslexika unterstreichen die Ratgeberbücher die Inkongruenz zwischen Darstellung und Dargestelltem. Neben den sprachlich-stilistischen Strategien dient dazu auch die Fiktion des Lexikographen Tranchirer (der seinen Gegenständen so oft nicht gerecht wird und nur einen Blickwinkel neben anderen vertritt). Auch die Bilder (mit ihren oft grotesken Motiven) dienen der Erzeugung eines solchen Inkongruenz-Effekts. Zwischen Texten und Bildern bestehen Brüche; die Bilder selbst sind als Collagen keine ›kohärenten‹ gegenständlichen Darstellungen; vielfach sind Schnitte erkennbar. (Der Schnitt als Prinzip wird ja wie gesagt auch durch Tranchirers Namen angedeutet.)

Die Tranchirer-Bücher sind, zusammenfassend gesagt, lesbar als Enzyklopädien des ungesicherten ungegründeten unsystematischen Wissens, das sich in Strategien der Verunklärung, Aussageverweigerung und Unstimmigkeit darstellt.

Welt- & Wirklichkeitslehre, 178: »Welt. Die Welt, zu deren Erforschung und zuverlässiger Beschreibung wir uns entschlossen haben, ist vielfach anders, als es der Leser vermutet. Als Beispiel dient hier der Fall aus der Gegend von Bonn, den ich mit Wobsers Worten wiederzugeben versuche. Wobser schildert das gehen eines einsamen Mannes durch einen verwachsenen Wald. Sein Name ist Klomm. Die Schilderung des Wetters ersparen wir uns, es ist nicht von Bedeutung; ebenso das Heraustreten von drei verdächtigen Frauen aus dem Gebüsch. Klomm horcht, aber das nützt nichts, es ist alles zu spät. Deshalb wenden wir uns einem anderen Gegenstand zu und vergessen den Wald und die Welt; jedenfalls für den nächsten Moment.«